David Ebmer

"Grüne Collagen"

8 mehrfarbige Siebdrucke auf Zerkall Bütten, 250 gr.
Auflage: 1/100 - 100/100 + 20 e.a., 1998
Format: 65x50 cm


Preis der 8-er Serie:
Euro 2.500,-

Preis der Einzelgrafik:
Euro 340,-

Mietpreis:
Siehe Preisliste

Biographie des Künstlers








   

(I) Das collagierte Universum des David Ebmer
David Ebmers Bildwelten sind das Produkt der Zusammenschau ursprünglich disparater Bedeutungsebenen. Jenseits von Proportion und natürlicher Farbgebung und jenseits elementarer Verbindlichkeiten kombiniert er seine aus verschiedensten Zeitschriften entnommen Vorlagen.
So wird der Kopf zum Kürbis und der Fisch zur Kugel, statt Jacke wählt er Pelzmantel und der Hintergrund wird zum Vordergrund - oder umgekehrt? Ebmers surreale Collagen zeigen die Aufhebung der Materie im Bild und provozieren einen Seiltanz der Wahrnehmung. Er lässt ein neues Bilduniversum als visuelles Äquivalent zum Turm von Babel entstehen.

(II) Verdichtete Mitteilungen eines Suchenden
Einblick, Durchblick, Überlagerung, Verdichtung und Verwirrung kennzeichnen die Blätter David Ebmers. Aus den unterschiedlichsten Bereichen werden die vorgefundene Bildmaterialien entnommen und zu einer Komposition vereinigt. Vegetabiles wird mit Technologischem gepaart, Comicartiges mit Bildern, die aus Modemagazinen entnommen sind. Schriftfetzen werden unvollständig und präskriptiv zwischen die Bilder "geworfen".
Ebmer bildet so seinen eigenen Mikrokosmos als Spiegel unserer Medienkultur, in der die Zeichenketten ihrer Entwirrung harren.

(III) ... natürlich anders - künstlich zugleich!
Kaum noch "lesbar" sind die einzelnen Bildausschnitte, die Ebmer in diesem Blatt an- und übereinandergefügt hat. Das Grün tritt als dominierende farbliche Klammer in den Vordergrund und lässt Mikro- und Makrokosmos ineinander verschmelzen. Dadurch ergeben sich visuell sehr reizvolle "Bildrätsel", deren surreale Elemente eine mehrstufige Rezeption ermöglichen. Man kann das Blatt an der Oberfläche wahrnehmen oder sich auf die Details fixieren, die in der Zusammenschau von Text- und Bildfragmenten wiederum neue Bedeutungsebenen öffnen. Große Dichte und Fabuliersinn kennzeichnet die Arbeit, wobei jedoch die Erzählung im gleichen Moment wieder gebrochen wird, da die eben noch lesbaren Schichten verschwimmen, ineinanderfließen und organisch miteinander verwachsen.

(IV) Ein verdichtetes Bild der Medienflut Das Ineinanderfließen von vegetabilen und humanen Formen lässt in Ebmers Collagen oft seltsame Blüten sprießen. Das vorliegende Blatt strahlt durch das dominante Grün einerseits Ruhe aus, andererseits birgt zum Beispiel die irritierende Kinderfigur im rechten Bildbereich ein urtümliches Gefahrenpotential in sich. Kombiniert mit Natur-, Architektur- und Konsumelementen sowie Textfragmenten entspricht Ebmers Bildsprache in verdichteter Form dem undurchschaubaren Bilderstrom wie er tagtäglich durch die Massenmedien über uns hereinbricht. Ebmers Collagen ermöglichen ein Lesen und Sehen nach allen Richtungen. Sie können durch dieses Spiel mit den Sehgewohnheiten durchaus als eine Form des Landschaftsbildes begriffen werden.

(V) Die Auflösung des Bildes in der Zeit
Marcel Duchamp löste 1912 mit seinem berühmten Bild "Akt, eine Treppe hinabsteigend" einen neuen Schub in der Bewegungsdarstellung im Kubismus aus. Ebmers Darstellung kann als eine Art Fortsetzung in Richtung Auflösung der Raum- und Zeitachsen in der Bilddarstellung betrachtet werden. Wie Erinnerungsfetzen oder Träume fliegen uns hier die Bildfragmente entgegen, und jegliche narrative Komponente scheint dabei verloren zu gehen. Aus dem ursprünglichen Kontext herausgerissen, werden die Elemente von Ebmer neu komponiert und zusammengefügt. Sind für den Betrachter kaum noch als einzelne Bildbestandteile lesbar.
Ein grünlicher Akt, verschiedene Fragmente wohl weiblichen Körper und vegetabile Formen dominieren die Collage.

(VI) Ist es eine Komödie, ist es eine Tragödie?
Dieses Einzelblatt der "Grünen Collagen" von David Ebmer bringt die hinter der harmonischen grünen Oberfläche verborgenen Absurditäten besonders gut zum Ausdruck. Lenkt zuerst der einen Frosch haltende Frosch im oberen Bildbereich die Aufmerksamkeit auf sich und mag dieser für Heiterkeit sorgen, so gleitet der Blick sogleich weiter zur Bildmitte, welche von einem Operationsszenario dominiert wird. Surreale Körperauflösungen und Bildsplitter verursachen in Folge ein Unbehagen, das sich mit der weiteren Entschlüsselung der einzelnen Bildfragmente steigert. Assoziationen an den uneingeschränkten Machbarkeitswahn und den Fortschrittsglauben unserer Gesellschaft kommen hier zum Ausdruck.

(VII) Leidenschaft wofür ...?
"Die Leidenschaft" ist am rechten oberen Bildrand dieses Blattes von David Ebmer zu lesen. Die Leidenschaft wofür? Die Spurensuche kann beginnen. Die Collage entschleiert und verbirgt gleichzeitig. Ursprüngliche Konnotationen werden aufgehoben, neue Zusammenhänge erschlossen. Wir sehen die Landkarte von Florida, darüber ein Rauchwolke - gesichtslose Säulenfiguren mit Hut, Frauenbeine, Hände in schwarzen Handschuhen - Hände mit Ringen, bestückt mit großen Steinen. Ein älterer Mann, die Arme auf ein Brückengeländer gestützt. Ebmers Collagen geben durch ihre vielschichtige Bildsprache Rätsel auf und erzeugen durchaus auch zivilisationskritische Assoziationen.

(VIII)
Auch dieses Blatt von David Ebmer ist sehr kontrastiv komponiert, indem es sehr ruhige vegetabile Elemente der abwehrend-aggressiven Geste einer Frau mit "flammendem" Haar entgegensetzt. Eine Schauspielerin, von Paparazzis bedrängt? Wie ein undurchdringlicher Zeichendschungel muteten seine Bildkomposition an, aus dem aber blitzartig erstarrte Bewegungs- und Handlungsabläufe wie Hilferufe hervorbrechen. Ebmer ist ein Meister der Irritation und ist in diesem Sinne seinen surrealistischen Vorgängern durchaus ebenbürtig.