Esprit im Entwurf

Der jüngste Geniestreich des Architekturduos "Eichinger oder Knechtl" ist die Ausstattung des Österreichpavillons in Hannover. Die älteren Arbeiten haben freilich nicht weniger Pfiff.

Die Zeichnungen repräsentieren Ausschnitte aus den Denk- und Entwurfsprozessen der letzten 12 Jahre.
Die älteste Zeichnung - eine Innenstudie - stammt aus dem Jahr 1987.

Mit den "Häusern in Bäumen" liegt eine der jüngeren Arbeiten des Wiener Architektenduos vor.

Bemerkenswert sind auch die Pläne für den österreichischen Coutourier Helmut Lang, der sich von Eichinger oder Knechtl in Osaka und Paris Geschäftslokale einrichten ließ.

Die Grafiken des Duos bestechen durch Schlichtheit und Reduktion aufs Wesentliche.



Ein Hauptplatz als intelligente Benützeroberfläche (I)
Mit den Entwürfen zur Neugestaltung des Hauptplatzes von Wr.Neustadt knüpften Eichinger oder Knechtl an die historische Dimension städtischer Plätze an, die vor allem durch ihre Multifunktionalität glänzten. Um den zusammenhängenden Stadtraum in seiner ursprünglichen Dimension erfahrbar zu machen, wurde der Platz wieder zur durchgängigen Oberfläche und somit zu einer Plattform, die urbane Aktivitäten, Märkte, Veranstaltungen und kulturelle Events nun in allen Zonen erlaubt. Die Grafik zeigt ein Detail, dem Eichinger oder Knechtl besondere Bedeutung zumaßen: Modelle für die indirekte Beleuchtung des Platzes, der nach einer von James Turell stammenden Beobachtung dadurch nach oben weniger stark begrenzt wird.

"Tapetenwechsel" beim Kanzler
Als Herausforderung erwies sich die Suche nach einer zeitrichtigen Formensprache innerhalb des historischen Ambientes der von Oswald Haertl gestalteten Räume des Kanzleramtes. Der Schreibtisch und der Besprechungstisch des Bundeskanzlers bündeln mehrere Funktionen: Integriertes Raum- und Arbeitslicht, dynamische Formgebung und eine Kombination unerwarteter Materialien und Funktionen.

Room Couture
Die 1991 entstandenen Shops in Osaka und Tokyo nehmen Bezug auf das Zitat von Helmut Lang:
"Gute Mode ist ein Spiegel von sozialen Veränderungen". Deshalb war Eichinger oder Knechtl der Einsatz neuer Materialien und offener Grundrissstrukturen sehr wichtig. Kunststoffe, die bisher ausschließlich im industriellen Bereich eingesetzt wurden, neuentwickelte transparente Materialien, Netzstrukturen, industrielle Hölzer wurden innerhalb einer flexiblen Hängestruktur als raumbildende Elemente eingesetzt. Der Wechsel der Materialien und damit die Veränderung des visuellen Erscheinungsbildes war wichtiger Parameter des Entwurfes. (EoK)

Ein Hauptplatz als intelligente Benützeroberfläche (II)
"Wichtigster Punkt war die Schaffung einer "intelligenten Plattform", die ein vielfältiges urbanes Leben ermöglicht. Mit einem Beleuchtungskonzept, das hauptsächlich mit indirektem Licht arbeitet, haben wir versucht, den Platz nicht nur in seiner historischen Dimension zu stärken, sondern ihn auch in seiner vertikalen Dimension nach oben - in den Nachthimmel hinein - zu erweitern", beschreiben Eichinger oder Knechtl ihr Grundkonzept. Die Geometrie des Platzbelages entspricht jener Zahlengeometrie, die der Platzneugründung 1194 zu Grunde lag. In diesen, parallel zum Äquator verlaufenden Granitstreifen von 8,20 Metern befinden sich an die 60 unterirdische Infrastrukturschächte, die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser bereithalten.